19
Jun
Nevado Alpamayo - 5947m
Dienstag, 19. Juni 2007 - Kategorie Hochtour
Aufstieg: 600 Höhenmeter - Abstieg: 1650 Höhenmeter

Hochlager 5400m - Franzosenroute - Nevado Alpamayo 5947m - Bassislager 4300m

Eisige Böen sind in der Nacht ums Zelt gezogen, doch die Gipfeleuphorie verdrängt jedes Kälteempfinden. Mit den minus 10 Grad können wir zufrieden sein, normalerweise ist es hier einiges kälter. Der Tag verspricht herrlich zu werden, keine Wolken verdecken den Sternenhimmel. Doch zum Geniessen bleibt keine Zeit, Wält drängt um 03:30 Uhr zum Aufbruch. Nach einem kräftigen Schluck Tee sind wir unterwegs auf dem schmalen Weg hinab vom Hochlager Richtung Alpamayo Südwestwand.

Dem Gletscherschrund entgegen
Die Spur ist leicht zugeschneit nach dem gestrigen Schneefall. Der Schein unserer Stirnlampen wird nach wenigen Metern von der stockfinsteren Nacht aufgesogen. Der Weg wird steiler, der Puls schlägt schneller. Jeder Schritt in Richtung Alpamayo strengt an. Der Aufstieg zum Gletscherschrund lässt meine Waden schon kräftig spüren. Am Gletscherschrund seilen wir uns an. Hier beginnt der eigentliche Aufstieg zum Alpamayo. Wält steigt ein in die 45° steile Wand und verschwindet in der dunklen Nacht. Nach seinem Zeichen folge ich ihm automatisch Schritt um Schritt. Die wenigen Geräusche, wie das Krallen meiner Steigeisen in das steile Eis, bohren sich hart ins Ohr, der eigene Atem klingt viel lauter als sonst. Mit dem Tageseinbruch trennen uns nur noch 300 Höhenmeter vom Gipfel. Wie gut, dass Wält eine Pause verordnet. Erste Sonnenstrahlen tauchen die benachbarten Gipfel bereits in orangefarbenes Licht. Dann steigen wir weiter dem Gipfel entgegen. Kälte, dünne Luft und die Anstrengung geben das Tempo vor. Der Weg zum Gipfelglück ist ein hartes Stück Arbeit.

Highlight Gipfelrinne
Die letzte Seillänge durch die enger werdende 70°-75° steile Gipfelrinne ist das Highlight dieser Besteigung. Und dann endlich - nach 4 Stunden Aufstieg - geschafft! Davon habe ich immer geträumt, auf dem schönsten Berg der Welt zu stehen. Der majestätische Ausblick auf die Nachbargipfel ist atemberaubend. Vor uns breitet sich ein Panorama aus, das uns Menschen ganz klein werden lässt. Lange können wir das Panorama jedoch nicht bewundern, wir müssen zurück. Seillänge um Seillänge seilen wir die geriffelte Südwestwand ab. Der Abstieg zum Basislager lässt uns endlos erscheinen, doch vergessen sind Anstrengung, Kälte und Schmerzen. Zurück bleibt nur das riesige Glücksgefühl, den schönsten Berg der Welt bestiegen zu haben.