20
Aug
Kilimanjaro - Uhuru Peak - 5895m
Mittwoch, 20. August 2003 - Kategorie Hochtour
1295 Höhenmeter: Kibo Hut 4700m - Gillmann's Point 5681m - Uhuru Peak 5895m - Horombo Hut 3720m

Wir werden um 23:00 geweckt. Ich bin schon seit einer halben Stunde wach und konnte nicht mehr einschlafen. Das Anziehen geht schnell und wir treffen uns im Esszelt zum warmen Tee und Toast. Unser Führer Honest drängt uns zum Aufbruch und bittet uns unsere Sachen zu packen. Um Mitternacht stehen wir bereit in der kalten Nacht. Unser zweiter Führer Dismass ruft die Namen in die Kälte und bringt uns in unsere Position für den Aufstieg. Meinen Namen höre ich als Letzten.

So schnell wie möglich auf den Gipfel
Im Schein unserer Stirnlampen gehen wir los. Vor uns winden sich drei weitere Lichterketten den Berg hoch. Wir gehen ziemlich langsam holen aber zwei Gruppen relativ schnell ein und überholen sie. Mit jedem Schritt wird es kälter. Ich fühle mich gut, einzig die Zwiebelsuppe von letzter Nacht produziert unentwegt Gase in meinem Magen. Jede Stunde machen wir einen kurzen Halt. Immer wieder kommen Honest und Dismass, schauen jedem in die Augen. Man könne in den Augen erkennen ob es jemand schafft, sagt Dismass. Wir sind gut in der Zeit und überholen auch die letzte Gruppe vor uns. Nach zwei Stunden erreichen wir die Hans Meyer Höhle auf 5150m. Wir gehen weiter den Schutthang hoch. Es wird immer steiler und unser Tempo ist nochmal langsamer geworden. Wie angeworfen spüre ich erste Ermüdungserscheinungen. Wir müssten jetzt eigentlich kurz vor den Felsen am Gillmann's Point sein. Tatsächlich, da sind die Felsen und wir steigen hoch zum Gillmann's Point. Das erste Ziel ist erreicht und ich stehe auf 5681m. Ich schaue auf die Uhr, es ist 04:56 und erheblich kälter geworden. Dismass berichtet von minus 16 Grad. Ich ziehe meine Überhosen an und esse einen gefrorenen Powerbar. Kaum gegessen ist meine Müdigkeit wie weggeblasen. Wir traben weiter dem Kraterrand entlang Richtung Gipfel. Eine halbe Stunde später machen wir einen weiteren Halt am Stella Point. Der Himmel beginnt zu Leuchten. Die Gletscher begannen sich rot zu färben und der Schatten des Kilimanjaro wirft sich auf die Wolken unter uns. Von diesem Spektakel getrieben renne ich nun dem Gipfel entgegen. Dismass ruft immer wieder, ich solle langsamer gehen aber ich muss so schnell wie möglich zum Gipfel. Um 6:45 stehe ich auf dem Uhuru Peak, dem höchsten Punkt Afrikas.

Auf dem Geröll hinunter zum Basislager
Puah, ist das geil hier oben auf 5895m zu stehen. Jeder von unserer Gruppe hat es geschafft und wir umarmen uns gegenseitig. Meine Freude und das Glücksgefühl sind unbeschreiblich. Honest drängt uns aber nur kurz auf dem Gipfel zu verweilen. Schnell machen wir unsere Gipfelfotos und steigen der Sonne entgegen zurück zum Gilman Point. Es ist mittlerweile acht Uhr als wir den Kraterrand erreichen. Ein letztes Mal blicken wir in den Krater dieses Riesen und nehmen Abschied. Mit einer Leichtigkeit surfen wir auf dem Geröll hinunter wo wir noch vor wenigen Stunden mühsam hinauf getrottet sind. Um 9:00 sind wir zurück im Basislager auf der Kibo Hut. Die Anstrengung der letzten neun Stunden hat Substanz gekostet. Unsere beiden Führer raten uns im Zelt ein Nickerchen zu machen damit wir uns erholen können. Schliesslich ist der Tag noch nicht zu Ende und wir müssen nochmal tausend Höhenmeter runtersteigen zu den Horombo Hütten. Ich lege mich ins Zelt kann aber nicht so recht schlafen. Kein Wunder nach dem erfolgreichen Gipfelsturm. Ich setze dem Herumliegen ein Ende und steige nach einer Stunde wieder aus dem Zelt. Trotzdem hat der wenige Schlaf gut getan. Ich fühle mich schon richtig erholt und bin nun bereit für weitere Taten. Um 13:30 nehmen wir die zweite Tagesetappe in Angriff. Es geht auf der Südseite die Marangu Route runter. Auf dem breiten Weg gehen wir über den Sattel und lassen den Mawenzi links liegen. Die Vegetation kommt langsam zurück. Vereinzelt tauchen Gräser und Senecien auf. Nach zwei Stunden erreichen wir um 15:30 die Horombo Hütten. Oberhalb dieses Hüttendorfes verteilen wir uns ein letztes Mal auf die Zelte. Über uns thront der Mawenzi in der Abendsonne und unter uns breitet sich eine Wolkendecke über Tansania aus. Wir nehmen Platz im Esszelt und geniessen das letzte Abendessen in der Wildnis. Der Tag war lang uns so verzieht sich jeder im Zelt zum verdienten Schlaf.