09
Jul
Piz Morteratsch - 3751m
Sonntag, 9. Juli 2006 - Kategorie Hochtour
1260 Höhenmeter: Chamanna de Boval 2495m - Fuorcla da Boval 3347m - Piz Morteratsch 3751m - Chamanna da Tschierva 2583m

Trüb und grau, präsentiert sich das Wetter nach einer weiteren regenreichen Nacht. Als es nach dem Frühstück immer noch regnet schickt uns Wält zurück zum Schlafen. Mit dem Sonnenaufgang sollte das Wetter besser werden. Tatsächlich scheint um sechs Uhr früh der Besteigung des Piz Morteratsch nichts mehr im Weg zu stehen.

Aufstieg über die Normalroute
Eigentlich wollten wir den Gipfel über den wenigbegangenen Spraunzagrat begehen, aber da es bis auf 3000m geschneit hat, wäre der Grat zu gefährlich gewesen. So entscheiden die beiden Bergführer die Normalroute über die Fuorcla da Boval zu nehmen. Um 06.45 Uhr verlassen wir die Hütte. Anfangs über Almwiesen, dann durch Schotter und Geröll steigen wir den steilen Weg höher bis zu den ersten festen Felsen. Die Kletterei zur Fuorcla da Boval ist ob des Neuschnees heikler und deutlich schwieriger als die angegebenen WS im Fels zweiten Grades. Dann erreichen wir die Fuorcla Boval, ein Pass, dessen Sicht bereits das grosse Panorama vom Gipfel andeutet. Gilt der Piz Morteratsch als schönsten Aussichtsgipfel in der Berninagruppe. Voller Ungeduld steigen wir hinunter auf den Tschiervagletscher, schnallen die Steigeisen unter die Schuhe und steigen die ersten Meter, knapp rechts vorbei an den letzten Felsen, in die vereiste Nordflanke des Morteratsch hoch.

Nebel trübt das Panorama
Die perfekten Verhältnisse erlauben es, die Normalroute zu verlassen und den steilen Weg direkt auf den breiten Firnrücken zu nehmen. Als wir auf dem flachen Firnrücken, kurz vor dem Gipfel, zu einem kleinen Firnsattel spuren, zieht plötzlich Nebel auf. Trotzdem geniessen wir den herrlichen Gang auf dem letzten Firngrat zum Gipfel. Dann werden Hände geschüttelt, nur das Panorama wird vom Nebel getrübt. Doch wenig später lichtet der Nebel und vor uns liegt der Biancograt in seiner vollen Schönheit. Im Abstieg hat die mittlerweile warme Sonne den Schnee kräftig aufgeweicht. Mit der nötigen Disziplin meistern wir den Weg auf der Normalroute zurück in die Fuorcla Boval. Von hier führt die Route nun nach links hinab über den flachen Tschiervagletscher. Am Ende des Gletschers lassen wir das ganze Eisenzeug im Rucksack verschwinden. Durch Schutt und Geröll geht es nun hinab zur Tschiervahütte.